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Psych-Fachbegriffe erklärt

Begriffe rund um mentale Gesundheit von A - Z

Fachbegriffe rund um psychische Gesundheit – verständlich erklärt

Fachbegriffe rund um psychische Gesundheit können verwirrend sein – besonders dann, wenn man gerade selbst belastet ist oder nach Hilfe sucht. In unserem Glossar erklären wir wichtige Begriffe so, dass sie verständlich sind – ohne Vorwissen und möglichst ohne Fachsprache.
Egal ob du selbst betroffen bist, Angehörige*r oder beruflich mit dem Thema zu tun hast: Hier findest du kurze, klare Erklärungen, die dir helfen sollen, dich besser zu orientieren.

Du findest, ein Begriff fehlt oder könnte besser erklärt sein? Der MUT-ATLAS ist ein Gemeinschaftsprojekt – wir freuen uns, wenn du uns deine Hinweise oder Ergänzungen per E-Mail mitteilst!

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A

ACT (Akzeptanz- und Commitment-Therapie)

Die ACT-Matrix ist ein Instrument, das in therapeutischen oder beratenden Settings eingesetzt wird, um Verhalten in Bezug auf innere Kontexte wie Werte und aversive Erfahrungen zu untersuchen. Mit Hilfe der ACT-Matrix kann der Zweck des Verhaltens und seine Beziehung zu diesen inneren Kontexten herausgearbeitet werden, um zu zeigen, wie das individuelle Verhalten von uns selbst in diesen Kontext eingeordnet wird. Diese Verbindungen sind erlernt und werden oft automatisch und starr angewandt, was zu einer Einschränkung der psychischen Flexibilität führen kann.

Analytische Psychotherapie

Im Gespräch zwischen Patient*in und Therapeut*in wird innerhalb der persönlichen Vergangenheit nach unbewussten inneren Konflikten gesucht. Im Vergleich zu anderen Therapieformen, wie z.B. der Verhaltenstherapie, hält sich die professionell helfende Person eher zurück, der größere Teil des Gesprächs liegt bei der behandelten Person.

Ambulante psychiatrische Pflege (APP)

APP ist eine begleitende Unterstützung im Alltag für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Sie richtet sich nicht an akute Krisensituationen, sondern unterstützt längerfristig beim Leben zu Hause. Pflegefachkräfte helfen zum Beispiel dabei, eine Tagesstruktur aufzubauen, Krisen früh zu erkennen oder den Kontakt zu Ärztinnen und Therapeutinnen zu halten. APP wird ärztlich verordnet und ist ein wichtiger Baustein der ambulanten Versorgung – sie soll helfen, Klinikaufenthalte zu vermeiden oder nach einem Aufenthalt gut weiterzuleben.

Sowohl APP als auch Stationsäquivalente Behandlung (StäB) finden im häuslichen Umfeld statt – unterscheiden sich aber in Ziel und Intensität der Unterstützung.
Angebote zur Ambulanten psychiatrischen Pflege findest du hier im MUT-ATLAS.

B

Bewegungstherapie

Als Bewegungstherapie werden verschiedene Verfahren bezeichnet, bei denen gezielte und dosierte Bewegungsabläufe eingesetzt werden, um bestimmte Körperfunktionen zu üben und zu trainieren. Dazu gehören die Ergotherapie, die Krankengymnastik und die Tanztherapie.

Beschwerdestelle

Beschwerdestellen bieten Beratung, Begleitung und Informationen bei Problemen rund um die psychiatrische Versorgung. Sie richten sich an Menschen mit eigener Psychiatrie-Erfahrung, Angehörige und Fachpersonen.

Dort kann man sich melden, wenn man sich in einem Unterstützungsangebot schlecht behandelt, missverstanden oder nicht ernst genommen fühlt – zum Beispiel in einer Klinik, einer Praxis oder einem betreuten Wohnangebot.

Ein Beispiel ist die Beschwerde- und Informationsstelle Psychiatrie (BIP) Berlin, die unabhängig arbeitet und auch dabei hilft, gemeinsam mit allen Beteiligten Lösungen zu finden. Solche Stellen gibt es auch in anderen Städten und Regionen, hier findest du eine Auflistung.

C

CBASP (Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy)

CBASP ist der einzige Therapieansatz, der speziell für chronische Depressionen, auch als persistierende depressive Störung bezeichnet, entwickelt wurde. Es integriert kognitiv-verhaltenstherapeutische, interpersonelle und psychodynamische Konzepte und Therapiestrategien mit einem Schwerpunkt auf interpersonalem Lernen.
Wichtige therapeutische Techniken sind spezifische Situationsanalysen, Verhaltenstrainings und interpersonelle Strategien zur Gestaltung der therapeutischen Beziehung. Bei angemessener Anwendung können diese Komponenten zu kognitiv-emotionalen Fortschritten führen, die den chronisch depressiven Patient*innen helfen, ihr Leben funktionaler zu gestalten.

D

DBT (Dialektisch-Behaviorale Therapie)

Die DBT basiert auf der kognitiven Verhaltenstherapie und unterscheidet sich wesentlich von der traditionellen kognitiven Therapie. Sie legt besonderen Wert auf die Akzeptanz und Validierung des aktuellen Verhaltens, thematisiert therapiegefährdendes Verhalten und betont die Bedeutung der therapeutischen Beziehung und dialektischer Prozesse. Durch eine hierarchische Behandlungsstruktur versucht die DBT, bisher unkontrollierbare Prozesse vorhersehbar zu machen und zeichnet sich durch eine klare Struktur, hohe Anwendbarkeit und eine Schulen-übergreifende Haltung aus. Im Rahmen eines Skillstrainings werden spezifische Fertigkeiten vermittelt, um die Kontrolle über Spannungszustände und die Regulation von Emotionen zu verbessern.

E

EFT (Emotionsfokussierte Therapie)

Die Emotionsfokussierte Therapie (EFT) hilft Menschen, ihre Emotionen bewusst wahrzunehmen, zu akzeptieren und zu erforschen. Ziel ist es, diese flexibel zu nutzen und bei Bedarf zu transformieren. Durch die direkte Arbeit mit emotionalen Prozessen sollen dysfunktionale Muster verändert und die emotionale Intelligenz verbessert werden. EFT basiert auf 40 Jahren Forschung zur Rolle von Emotionen im psychotherapeutischen Prozess.

Ego-State-Therapie

Die Ego-State-Therapie ist eine ressourcen- und körperorientierte Psychotherapie, die auf den psychoanalytischen Theorien von John und Helen Watkins basiert. Sie erweitert die Objektbeziehungstheorie um das Konzept der Ich-Zustände. Anwendbar bei verschiedenen Störungen wie PTBS, Borderline-Störungen, Angststörungen und dissoziativen Identitätsstörungen. Ihr Ziel ist es, die Kommunikation zwischen den verschiedenen Ich-Anteilen zu verbessern, indem eine Art inneres Teamwork gefördert wird.

EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)

EMDR = Desensibilisierung und Neuverarbeitung durch Augenbewegungen. Die EMDR-Methode ist wirksam bei der Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen und anderen Traumafolgestörungen. 

Ergotherapie

Mehr noch als die klassische Ergotherapie zielt die Ergotherapie mit Schwerpunkt psychische Erkrankungen auf die Stärkung der emotionalen, geistigen und sozialen Fähigkeiten. Beispielsweise hilft die Ergotherapie, Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen oder versucht, verloren gegangene Fähigkeiten und Fertigkeiten wieder zu trainieren.

EUTB-Stellen

EUTB steht für Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung. Viele Beratende haben eigene Erfahrungen mit Behinderung oder chronischer Erkrankung – und beraten auf Augenhöhe (Peer-Beratung).

Die EUTB-Stellen unterstützen Menschen mit Behinderungen, mit psychischen Belastungen oder chronischen Erkrankungen – sowie Menschen, die von Behinderung bedroht sind.

Die Beratung ist unabhängig, kostenfrei und freiwillig.
Typische Themen sind:

  • Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
  • Wiedereinstieg in Arbeit oder Alltag
  • Hilfen beantragen, Rechte kennen
  • Reha, Assistenz, Pflege

→ Auch im MUT-ATLAS findest du EUTB-Angebote.

EX:IN (Expert*innen durch Erfahrung in der Psychiatrie)

EX-IN steht für “Experienced Involvement” und bedeutet, dass Menschen mit eigener Krisenerfahrung professionell geschult werden, um andere Betroffene zu unterstützen. Durch eine spezielle Weiterbildung können sie als Genesungsbegleitende arbeiten – zum Beispiel in Kliniken, Beratungsstellen oder Selbsthilfeprojekten.

Das Besondere an EX-IN: Betroffene bringen ihr persönliches Erfahrungswissen ein, um andere Menschen in schwierigen Lebensphasen zu unterstützen. Ihr Ansatz ergänzt die klassische professionelle Hilfe um eine verständnisvolle, alltagsnahe und authentische Perspektive.

In Deutschland gibt es mittlerweile viele EX-IN-Weiterbildungen und Netzwerke. Hier erfährst du mehr zu EX:IN Deutschland e.V. Außerdem kannst du hier den Beitrag eines Mitglieds des Mut fördern e.V. lesen: „EX:IN – Voraussetzung für den Beruf? Psychiatrieerfahrung!“ 

Auch für Angehörige von Menschen mit psychischen Krisenerfahrungen gibt es eine Qualifizierung, die sie dazu befähigt als sogenannte Peer-Berater*innen anderen Angehörigen unterstützend zur Seite zu stehen. Mehr Informationen dazu beispielsweise beim Angehörige psychisch erkrankter Menschen Landesverband Berlin e.V.

F

G

Gestalttherapie

Der Fokus dieser therapeutischen Methode liegt auf dem Hier und Jetzt. Der Mensch wird als selbstbestimmtes Wesen betrachtet und Gestalttherapeut*innen vertrauen darauf, dass die Patient*innen lernen können, ihre Probleme und Krisenthemen selbstständig zu bewältigen. Ähnlich wie in der Psychoanalyse gehen Gestalttherapeut*innen von tiefliegenden unbewussten Konflikten aus, jedoch wird nicht versucht, in der Vergangenheit liegende Erlebnisse zu deuten. Vielmehr wird die aktuelle Lebens- und Gefühlssituation bewusst beleuchtet, denn für Gestalttherapeut*innen können Veränderungen nur in der Gegenwart erfolgen. Diese Form der Therapie setzt die Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit voraus.

Die Gestalttherapie ist ein humanistisches Psychotherapieverfahren, das von Fritz Perls entwickelt wurde. Sie legt den Fokus auf die Gegenwart und die Bewusstwerdung von Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen. Dabei wird davon ausgegangen, dass unverarbeitete Erlebnisse im „Hier und Jetzt“ des Klienten sichtbar werden und durch die therapeutische Arbeit bearbeitet werden können. Anwendbar bei verschiedenen psychischen Störungen wie Depressionen, Angststörungen und Beziehungsproblemen. Ihr Ziel ist es, dem Klienten zu helfen, sich selbst bewusst wahrzunehmen und Verantwortung für die eigenen Gefühle und Handlungen zu übernehmen, um persönliches Wachstum zu fördern.

GPT (Gesprächstherapie)

In der Gesprächstherapie nach Rogers steht die hilfesuchende Person mit ihren jeweiligen Gefühlen, Wünschen, Werten und Zielen im Mittelpunkt der therapeutischen Interaktion. Die Sichtweise der Therapeut*in soll dabei weitgehend in den Hintergrund treten. Stattdessen hilft sie*er der*m Klient*in durch aktives Zuhören dabei, die gesuchten Antworten zu finden.

H

Heilpraktiker*innen für Psychotherapie

Heilpraktiker*innen mit einer Erlaubnis zur Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz dürfen neben Ärzt*innen/Psychiater*innen und Psychologischen Psychotherapeut*innen psychotherapeutisch tätig werden. Diese Heilpraktiker*innen haben für die Psychotherapie Therapiefreiheit und können bestimmte Interventionen aus verschiedenen Therapieverfahren miteinander kombinieren und individuell auf die Patient*innen abstimmen. Die Qualität der Ausbildung und die Kenntnisse von Heilpraktiker*innen variieren stark.

Hypnotherapie

Es handelt sich um ein wissenschaftlich anerkanntes und bewährtes psychotherapeutisches Verfahren. Dabei wird die behandelte Person in einen veränderten Bewusstseinszustand – die hypnotische Trance – versetzt. Ziel ist die Konzentration auf das innere, unbewusste Erleben.

I

J

K

Körperpsychotherapie

Durch die Arbeit mit dem eigenen Körper soll die physische und psychische Gesundheit verbessert werden. Es gibt ein breites Spektrum an Schulen und Methoden der Körpertherapie. Die Körperpsychotherapie verbindet psychotherapeutische Methoden mit körperlichen Übungen, z.B. Körperwahrnehmungsverfahren oder Atemübungen. Es lassen sich drei Kategorien der Körpertherapie unterscheiden: Die Arbeit mit Körperberührungen, die Arbeit mit Körperübungen und die Arbeit mit Körperachtsamkeit. Diese körperorientierten Methoden ermöglichen vielen Menschen eine effektivere Emotionsregulation, da sie oft unmittelbarer auf unbewusste Spannungen und Emotionen zugreifen können als rein kognitive Ansätze, die den Fokus eher auf die gedankliche Ebene legen.

Krisendienste

Krisendienste helfen bei psychosozialen Krisen bis hin zu akuten seelischen und psychiatrischen Notsituationen. Teilweise sind die Krisendienste telefonisch 24h erreichbar.

Krisenpension

Eine Krisenpension war ein freiwilliges Hilfsangebot für Menschen in seelischen Krisen. Sie bot kurzfristig einen ruhigen, sicheren Ort außerhalb einer Klinik – mit Betreuung durch psychosoziale Fachkräfte. Das Ziel: Stabilisierung in einem wohnlichen Umfeld ohne Zwang.

Der Aufenthalt war meist auf wenige Tage oder Wochen begrenzt. Das Angebot richtete sich an Menschen, die Unterstützung suchten, aber nicht in eine psychiatrische Klinik wollten oder mussten.

Heute gibt es in Deutschland keine aktiven Krisenpensionen mehr – doch sie gelten als Beispiel für alltagsnahe und würdevolle Krisenhilfe. Solche Ansätze zeigen, wie vielfältig Unterstützungsangebote sein können – und was es in Zukunft (wieder) geben sollte.

Mehr Infos z. B. hier:
Psychiatrie-Erfahrene e.V. Bremen: Krisenpension – Was war das?

L

Logotherapie

Logotherapie und Existenzanalyse sind eng miteinander verbundene Konzepte, die auf den österreichischen Neurologen, Psychiater und Holocaust-Überlebenden Viktor E. Frankl zurückgehen. “Logotherapie” bedeutet “Sinnfindung” und “Existenzanalyse” bezieht sich auf die Erforschung der individuellen Existenz. Frankl betonte die geistige Dimension des Menschen und sah in der Suche nach Sinn eine grundlegende Motivationskraft im Leben.

M

MBSR/MBCT

MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) und MBCT (Mindfulness-Based Cognitive Therapy) sind beides achtsamkeitsbasierte Ansätze, unterscheiden sich jedoch in ihrem Fokus und ihrer Zielgruppe. MBSR, entwickelt von Jon Kabat-Zinn, zielt darauf ab, Stress zu reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern. Es richtet sich an Menschen, die mit Stress, Angst, chronischen Schmerzen oder anderen stressbedingten Beschwerden kämpfen. Im Zentrum stehen Achtsamkeitsübungen und Körperwahrnehmung, um Stressreaktionen besser zu erkennen und zu mindern.

MBCT hingegen, entwickelt von Zindel Segal, Mark Williams und John Teasdale, kombiniert Achtsamkeit mit kognitiver Verhaltenstherapie. Diese Methode richtet sich speziell an Menschen, die unter wiederkehrenden Depressionen oder Angststörungen leiden. MBCT zielt darauf ab, dysfunktionale Denkmuster zu erkennen und zu verändern, um Rückfälle bei Depressionen zu verhindern.

Zusammengefasst liegt der Unterschied darin, dass MBSR vor allem die allgemeine Stressbewältigung unterstützt, während MBCT sich darauf konzentriert, depressive Rückfälle zu verhindern und den Umgang mit negativen Denkmustern zu verbessern.

MBT (Mentalisierungsbasierte Psychotherapie)

Das Hauptziel der mentalisierungsbasierten Psychotherapie ist die Förderung der Mentalisierungsfähigkeit, die die Fähigkeit beschreibt, psychische Prozesse wie Gefühle, Wünsche und Überzeugungen bei sich selbst und anderen als Ursache von Handlungen wahrzunehmen und zu verstehen. Eine gute Mentalisierungsfähigkeit wird als entscheidend für das Selbsterleben, die Regulation von Gefühlen, die Kontrolle des eigenen Verhaltens und die Gestaltung von Beziehungen angesehen.

Ursprünglich von P. Fonagy und A. Bateman in London für die tagesklinische Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung entwickelt, hat sich die MBT auch bei anderen psychischen Erkrankungen bewährt und etabliert. Die Wirksamkeit ist wissenschaftlich belegt.

MKT (Metakognitives-Training)

Metakognition umfasst im Wesentlichen das Konzept des “Denkens über das Denken”. Sie bezieht sich auf die Art und Weise, wie wir Entscheidungen treffen, Informationen bewerten und mit kognitiven Einschränkungen umgehen. Metakognitives Training ist ein neuer Behandlungsansatz, der darauf abzielt, Patienten mit Schizophrenie ihre oft unbewussten kognitiven Verzerrungen bewusst zu machen.

Musiktherapie

Musiktherapie setzt Musik im Rahmen einer therapeutischen Beziehung gezielt zur Gesundheitsförderung ein. Sie ist eine praxisorientierte Wissenschaft, die in enger Wechselwirkung mit Medizin, Sozialwissenschaften, Psychologie, Musikwissenschaft und Pädagogik steht.

Unter dem Begriff “Musiktherapie” werden verschiedene therapeutische Ansätze zusammengefasst, die im Kern psychotherapeutisch sind. Musiktherapeutische Methoden folgen unterschiedlichen Ansätzen wie der tiefenpsychologischen, verhaltenstherapeutischen, systemischen, anthroposophischen und ganzheitlich-humanistischen Therapie.

N

O

Offener Dialog

Netzwerkgespräche sind ein besonderer Ansatz in der psychosozialen Unterstützung und ein zentrales Element des Offenen Dialogs. Dabei werden nicht nur die betroffene Person, sondern auch Menschen aus ihrem Umfeld in Gespräche einbezogen – zum Beispiel Angehörige, Freund*innen, Kolleg*innen oder Fachkräfte. Ziel ist es, gemeinsam Wege aus der Krise zu finden.

Der Offene Dialog stammt ursprünglich aus Finnland und wurde im deutschsprachigen Raum besonders durch den Psychiater Volkmar Aderhold bekannt gemacht. Der Ansatz basiert auf Freiwilligkeit, Gleichwertigkeit und Transparenz. Wichtig ist, dass alle Beteiligten ihre Sichtweise einbringen können und Entscheidungen gemeinsam getroffen werden. Besonders in akuten psychischen Krisen kann der Offene Dialog eine wirksame und würdige Alternative oder Ergänzung zur klassischen psychiatrischen Behandlung sein.

Gut zu wissen: Im MUT-ATLAS findest du auch Angebote, die mit dem Offenen Dialog arbeiten oder Netzwerkgespräche anbieten. Eine Suche danach lohnt sich – zum Beispiel unter den Stichworten Offener Dialog, Netzwerkgespräch oder trialogisches Angebot.

Weiterführende Informationen: Einführender Artikel von Volkmar Aderhold zum Offenen Dialog (Psychiatrie-Verlag): https://psychiatrie-verlag.de/der-offene-dialog-ein-anderes-verstaendnis-von-psychiatrie

P

Peerangebote

Hierbei unterstützen selbst Erfahrene andere Menschen mit ähnlichen Erfahrungen. Beispielsweise bieten Angehörige psychisch erkrankter Menschen Beratung für andere Angehörige psychisch belasteter Menschen an.

Psychodrama

Psychodrama nutzt kreative, theater-ähnliche Szenen, um emotionale Probleme und zwischenmenschliche Konflikte zu bearbeiten. Durch aktives Handeln der Teilnehmer*innen wird im Vergleich zum reinen Gespräch ein intensives emotionales Erleben angestrebt. Im Gegensatz zu anderen therapeutischen Methoden betont das Psychodrama die aktive Teilnahme und ist daher in erster Linie eine Aktionsmethode. Der Begriff setzt sich aus den griechischen Wörtern „Drama“ für Handlung und „Psyche“ für Seele zusammen, was darauf hinweist, dass es um die spielerische Darstellung innerer seelischer Vorgänge geht.

Psychische Belastung

Damit sind äußere Umstände oder innere Konflikte gemeint, die Stress verursachen können – zum Beispiel durch Arbeit, Konflikte, Verluste oder Unsicherheit. Sie können kurzfristig belasten oder sich über längere Zeit aufbauen. Belastungen sind nicht automatisch krankhaft, können aber zu Krisen oder Erkrankungen führen.

Mehr dazu findest du hier.

Psychische Erkrankung

Wenn psychische Belastungen über längere Zeit bestehen oder besonders stark sind, kann sich daraus eine behandlungsbedürftige Erkrankung entwickeln – zum Beispiel eine Depression, Angststörung oder Psychose. Eine Diagnose wird in der Regel von einer ärztlichen oder psychotherapeutischen Fachperson gestellt.

Mehr dazu findest du hier.

Psychische Krise

Eine Krise ist ein Zustand, in dem das innere Gleichgewicht gestört ist. Sie kann das Denken, Fühlen und Handeln stark beeinflussen – etwa durch Angst, Rückzug oder Überforderung. Krisen sind häufige Reaktionen auf schwierige Lebenssituationen, z. B. bei Trennung, Krankheit oder Verlust. Viele Menschen erleben irgendwann eine solche Phase.

Mehr dazu findest du hier.

Psychischer Notfall

Ein Notfall liegt vor, wenn du oder eine andere Person sich selbst oder andere akut gefährdet – zum Beispiel bei Gedanken, sich das Leben zu nehmen, sehr veränderten Wahrnehmungen oder starkem Kontrollverlust. In solchen Momenten braucht es sofort Unterstützung – wie bei einem körperlichen Notfall auch.

Mehr dazu findest du hier.

Q

R

S

Selbsthilfegruppe

In einer Selbsthilfegruppe treffen sich Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben – zum Beispiel mit einer psychischen Erkrankung, einer Krise oder schwierigen Lebenssituation. Durch Gespräche tauschen sie sich aus, geben sich Tipps und unterstützen sich somit gegenseitig. Dabei steht der persönliche Austausch im Mittelpunkt – nicht Therapie oder Anleitung durch Fachleute. Selbsthilfegruppen können Mut machen, den eigenen Weg zu finden und sich weniger allein zu fühlen. Mehr Informationen findest du zum Beispiel bei der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe.

Schematherapie

Die Schematherapie ist eine Erweiterung der kognitiven Verhaltenstherapie, bei der unter anderem mit Ansätzen aus der Bindungstheorie und der Gestalttherapie gearbeitet wird. Ungünstige Erlebens- und Verhaltensmuster (typische Muster von Gefühlen, Gedanken und Verhalten), die sich im Laufe der individuellen Lebensgeschichte entwickelt haben, sollen bewusst gemacht und so verändert werden, dass Gefühle und Verhalten besser reguliert werden können.

Soteria

Eine Soteria ist ein besonderer Ort zur Behandlung von Menschen in psychotischen Krisen. Sie bietet eine Alternative zur klassischen Klinik. Der Aufenthalt dort ist freiwillig und richtet sich an Menschen, die eine ruhige, unterstützende Umgebung brauchen.

Im Mittelpunkt steht das Zusammenleben in einer kleinen Gemeinschaft – mit viel menschlicher Nähe, festen Tagesstrukturen und einem achtsam gestalteten Umfeld. Medizinische Behandlung ist möglich, aber nicht immer der erste Schritt. Stattdessen liegt der Fokus auf Sicherheit, Vertrauen und Begleitung im Alltag – das nennt man auch Milieutherapie.

Ziel ist es, die Krise in einem möglichst geschützten und wertschätzenden Rahmen zu durchleben – ohne unnötigen Druck. Das Angebot richtet sich besonders an junge Menschen in einer ersten psychotischen Phase, kann aber auch für andere geeignet sein.

Mehr Infos zum Konzept findest du z. B. hier: alexianer-verbund.de/werte/soteria

Du suchst nach einer Soteria-Einrichtung in deiner Nähe? Im MUT-ATLAS findest du passende Angebote.

Sozialpsychiatrischer Dienst

Der Sozialpsychiatrische Dienst unterstützt Menschen mit psychischen Belastungen, Erkrankungen oder in psychischen Krisen. Auch Angehörige oder andere nahestehende Personen können sich dorthin wenden. Die Hilfe ist kostenlos und vertraulich.

Typische Gründe für eine Anfrage:

  • Du fühlst dich sehr überfordert oder allein.
  • Du hast Ängste, starke Stimmungsschwankungen oder andere psychische Probleme.
  • Du machst dir Sorgen um jemanden in deinem Umfeld und möchtest dich beraten lassen.
  • Du brauchst Hilfe im Alltag oder bei der Suche nach weiteren Unterstützungsangeboten.

Der Sozialpsychiatrische Dienst berät dich, begleitet dich in schwierigen Situationen und hilft dabei, passende Hilfe zu finden – zum Beispiel durch Gespräche, Krisenintervention, Hausbesuche oder das Vermitteln an Kliniken, Ärzt*innen oder Beratungsstellen.

Du musst keine Diagnose vorlegen oder bei einer Krankenkasse versichert sein, um Hilfe zu bekommen. Das Angebot gibt es in fast jeder Stadt oder Region und ist meist beim Gesundheitsamt angesiedelt.

Wichtig zu wissen:
In besonders schwierigen Situationen – etwa wenn es Anzeichen für eine akute Selbst- oder Fremdgefährdung gibt – kann der Sozialpsychiatrische Dienst auch einschätzen, welche Art von Hilfe notwendig ist. Dabei geht es nicht um Kontrolle, sondern darum, gemeinsam passende Wege zu finden, um Betroffene zu schützen und zu entlasten. In manchen Fällen kann das auch bedeuten, eine zeitweise stationäre Behandlung vorzuschlagen – immer mit dem Ziel, Hilfe zugänglich zu machen und die Situation zu stabilisieren.

→ Angebote des Sozialpsychiatrischen Dienstes findest du auch im MUT-ATLAS.

Soziotherapie

Die Soziotherapie zielt darauf ab, die Patient*innen dazu zu befähigen, ambulante ärztliche oder psychotherapeutische Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Übergeordnetes Ziel ist es, die Eigenverantwortung der Patient*innen zu stärken, so dass sie langfristig ohne weitere soziotherapeutische Betreuung auskommen. Die entsprechenden Maßnahmen werden im soziotherapeutischen Betreuungsplan dokumentiert.

Stationsäquivalente Behandlung (StäB)

StäB ist eine intensive psychiatrische Behandlung für Menschen in einer akuten Krise – ähnlich wie bei einem Klinikaufenthalt, aber zuhause. Ein multiprofessionelles Team – z. B. aus Ärzt*innen, Pflegefachkräften und Therapeut*innen – besucht die betroffene Person regelmäßig. Die Behandlung ersetzt den Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik, findet aber im gewohnten Umfeld statt. StäB ist vor allem für Menschen gedacht, die stationäre Hilfe brauchen, aber aus bestimmten Gründen besser zu Hause behandelt werden können. Sie wird von Kliniken angeboten und ist nur in manchen Regionen verfügbar.

Sowohl StäB als auch Ambulante psychiatrische Pflege (APP) finden im häuslichen Umfeld statt – unterscheiden sich aber in Ziel und Intensität der Unterstützung.
Angebote zur Stationsäquivalenten Behandlung findest du hier im MUT-ATLAS.

Systemische Therapie

Die systemische Therapie geht davon aus, dass die Lösung im sozialen Kontext zu finden ist. Neben dem Individuum werden auch Interaktionen mit der Familie und dem sozialen Umfeld betrachtet. Eine Methode ist z.B. eine systemische Aufstellung, bei der das soziale Umfeld mit Gegenständen oder Personen nachgebildet wird, um Einblicke in die Interaktionen und Rollen der Beteiligten zu ermöglichen.

T

Tanztherapie

Tanztherapie ist eine psychotherapeutische Disziplin aus dem Bereich der künstlerischen Therapien. Der frei improvisierte Tanz dient dem individuellen Ausdruck, Verstehen und Verarbeiten von Gefühlen und Beziehungen. Tanz als jede Art von Bewegung mit kreativem Ausdruck und Kommunikation ist der Kern der Tanztherapie.

Tanztherapie zielt auf die Verbesserung der Körper- und Selbstwahrnehmung. Sie führt zu einer Erweiterung des Bewegungsrepertoires und fördert den authentischen Ausdruck durch die Integration des Unbewussten. Die Grundannahmen der Tanztherapie sind von der Tiefenpsychologie und der humanistischen Psychologie beeinflusst.

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Basiert auf der Psychoanalyse. In Gesprächen wird der Fokus auf die persönliche Vergangenheit bis in die Kindheit gelegt, da hier Auslöser für die Erkrankung in Konflikten und Belastungen vermutet werden.

Tiergestützte Therapieformen

Die tiergestützte Therapie umfasst verschiedene Ansätze wie therapeutisches Reiten, Hippotherapie oder Therapiestunden mit Hunden. Diese werden von ausgebildeten Fachkräften wie Ärzt*innen, Psychotherapeut*innen oder Sozialtherapeut*innen durchgeführt, die zusätzlich für die Arbeit mit Tieren qualifiziert sind. Diese Therapieformen sind für Menschen jeden Alters geeignet, auch für Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen, orthopädischen Erkrankungen oder psychischen Problemen wie Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen.

Theatertherapie

Die Theatertherapie nutzt theatralische Elemente, um die psychische Entwicklung zu fördern. Sie gehört zu den künstlerischen oder kreativen Therapien, zu denen auch die Kunst-, Tanz- und Musiktherapie zählen. Sie ist vor allem handlungs- und körperorientiert und verbindet die befreiende Wirkung des Theaters mit Ansätzen moderner Psycho- und Sozialtherapien.

Traumatherapie

Traumatherapie ist eine psychiatrische Behandlung zur Bewältigung traumatischer Störungen. Sie verbindet unterstützende und stabilisierende Ansätze mit konfrontativen Strategien. Die Therapie umfasst eine Vielzahl von Methoden und Techniken, die individuell auf die Bedürfnisse der behandelten Person abgestimmt werden.

Trialogisch / Trialogischer Ansatz

Der trialogische Ansatz bringt drei Gruppen zusammen: Menschen mit psychischen Erkrankungen, ihre Angehörigen und beruflich Helfende. Alle reden miteinander – offen, ehrlich und auf Augenhöhe. Jede Perspektive ist wichtig und wird ernst genommen. So entsteht mehr Verständnis füreinander. Das hilft, Ängste und Vorurteile abzubauen.
Trialogische Gespräche finden zum Beispiel in Gruppen, Seminaren oder Workshops statt. Ziel ist, gemeinsam über Probleme und Lösungen zu sprechen – ohne Bewertungen oder Hierarchien. Der trialogische Ansatz wird in vielen Bereichen genutzt, etwa in Kliniken, Selbsthilfegruppen oder der Ausbildung von Fachkräften.

U

V

Verhaltenstherapie

Legt den Schwerpunkt der Gespräche eher auf die Gegenwart und wie erlernte Verhaltens- und Gedankenmuster durch die Patient*in verändert werden können. Dabei ist auch die Vergangenheit als Ursachenklärung relevant.

W

X

Z